Das am 04. Mai 2016 gegründete Unternehmen Biophotonics Diagnostics entwickelt Software-Lösungen und Datenbanksysteme mit denen lebensbedrohliche Krankheitserreger sowie deren möglichen Resistenzen schnell und einfach identifiziert werden können. Die Kombination aus einem optischen Messverfahren und der Computer-basierten Datenanalyse verkürzt die bisher benötigte Zeit zur eindeutigen Erregeridentifikation von etwa einem Tag auf wenige Stunden.
Die Biophotonics Diagnostics geht aus der erfolgreichen Zusammenarbeit des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien Jena (IPHT), der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des Universitätsklinikums Jena und des Berliner Unternehmens rap.ID GmbH hervor. In diesem Forschungsverbund wurde mit der Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die technologische Grundlage der optischen Erreger- und Resistenz-Diagnostik, der Bio Particle Explorer, erforscht und entwickelt. Das vollautomatisierte Partikelanalysegerät der Firma rap.ID bestimmt mittels eines optischen Messverfahrens vor Ort die Größe, Anzahl, Form und den chemischen Fingerabdruck von den Biopartikeln in Patientenproben wie Blut und Urin, oder in Luft und Wasser. Die Daten werden mit den Steckbriefen bekannter Mikroorganismen abgeglichen, die in einer elektronischen Datenbank hinterlegt sind. Erst durch den Datenbankabgleich und der Anwendung statistischer Analyseverfahren können die Mikroorganismen und deren eventuelle Antibiotikaresistenzen eindeutig identifiziert werden. Biophotonics Diagnostics entwickelt diese technologischen Software-Lösungen zur schnellen und automatisierten Erregerdiagnostik und erstellt spezifische Arbeitsvorschriften für die jeweiligen medizinischen Fragestellungen (sogenannte Standard Operating Procedures).
Wichtige Impulse zur Weiterentwicklung der Technologie bezieht Biophotonics Diagnostics aus der akademischen Expertise des IPHT, aus der Universität Jena und dem Universitätskliniken Jena. Insbesondere profitiert Biophotonics Diagnostics von der guten Anbindung an Jenaer Forschungsnetzwerke wie den InfectoGnostics-Forschungscampus und dem wirtschaftsstrategischen Know-How des Partnerunternehmens rap.ID. Zudem arbeitet Biophotonics Diagnostics eng mit den Kunden aus der medizinischen und pharmazeutischen Forschung zusammen, um den routinemäßigen Einsatz der neuen Diagnostik in Kliniken und Laboratorien voranzutreiben und die Technologie deutschland- und europaweit zu vermarkten. Neben der klinischen Diagnostik findet der schnelle, kostengünstige und einfache Erregernachweis Anwendung in der Lebensmittel- und Umweltüberwachung sowie der Pharmazeutikaproduktion.
Prof. Jürgen Popp erläutert beispielhaft das enorme Anwendungspotential der Technologie: „Bei einer Sepsis, der Blutvergiftung, müssen die krankheitserregenden Bakterien möglichst schnell, zuverlässig und eindeutig identifiziert werden, um eine Behandlung mit geeigneten Antibiotika einzuleiten. Bisher benötigte man dafür mindestens einen Tag. Damit geht wertvolle Zeit, die für die richtige Therapie entscheidend ist, verloren. Mit der von uns entwickelten Diagnostik reduzieren wir den Zeitaufwand auf wenige Stunden. Ärzte gewinnen damit einen Vorsprung, der lebensrettend bei der Behandlung einer Sepsis sein kann.“
Seit 2002 erforschen und entwickeln Partner aus Wissenschaft und Industrie die zu Grunde liegenden Technologien im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurden.